×

Zusatz von Aminosäuren – Pauschales Verbot unzulässig

Das deutsche Lebensmittelrecht enthält ein pauschales Verbot von Aminosäuren.
Denn Aminosäuren sind gem. § 2 Abs. 3 Nr. 3 LFGB den Zusatzstoffen gleichgestellt und unterliegen einem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt (§ 6 LFGB; vgl. OLG Köln, ZLR 2007, 231 ff).
Dieses Verbot ist unzulässig.

Zusatz von Aminosäuren – Pauschales Verbot unzulässig

Aufgrund der Gleichstellung von Aminosäuren mit Zusatzstoffen im deutschen Lebensmittelrecht ist danach eine Genehmigung für den Zusatz von Aminosäuren in Lebensmitteln erforderlich ist.
Nur für diätetische Lebensmittel ist der Zusatz von Aminosäuren erlaubt.
Diesem pauschalen Verbot hat die EU eine Absage erteilt.

Suchen Sie hier nach Ihrem Begriff:

Zusatz von Aminosäuren – Pauschales Verbot unzulässig

I. Deutsche Regelung

Nach dem LFGB ist der Zusatz von Aminosäuren für Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs oder Nahrungsergänzungsmittel verboten.

Ausnahmegenehmigung erforderlich
Hersteller von Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs und Nahrungsergänzungsmitteln benötigten daher eine Ausnahmegenehmigung, wenn sie ihren Produkten Aminosäuren zusetzen wollen.
Das LFGB sieht vor, dass eine Ausnahmegenehmigung befristet oder unbefristet erteilt werden kann.
Sie muss beantragt werden.

Folge der Regelung: Pauschales Verbot des Zusatzes von Aminosäuren in Lebensmitteln
Diese Regelung kommt einem pauschalen Verbot aller Aminosäuren in Lebensmitteln (ausgenommen diätetische Lebensmittel) gleich.

II. EuGH: Unzulässigkeit des pauschalen Verbots

Der EuGH hat nun aber entschieden, dass ein pauschales Verbot für den Zusatz von Aminosäuren unzulässig ist.

Das Urteil
Der EuGH urteilte, dass Mitgliedstaaten zwar durchaus den Zusatz von Stoffen zu Lebensmitteln verbieten könnten.

Voraussetzungen für ein Verbot
Allerdings müsse vorher im Rahmen einer Risikobewertung festgestellt werden, dass der betreffende Stoff Risiken birgt und deshalb nicht unkontrolliert in Lebensmitteln verwendet werden sollte.
Für diese Bewertung sei eine Gefahrenidentifizierung, Gefahrenbeschreibung, Expositionsabschätzung und Risikobeschreibung durchzuführen.
Auch das Vorsorgeprinzip rechtfertige den Erlass beschränkender Maßnahmen, bei der Möglichkeit einer Gesundheitsgefahr.

Keine rein hypothetischen Erwägungen!
Auf reine hypothetische Erwägungen dürfe dich die Risikobewertung aber nicht stützen.

Lage in Deutschland aus Sicht des EuGH
Der EuGH kam weiter zu dem Ergebnis, dass in Deutschland die Risikoanalyse nur bei bestimmten Aminosäuren die Anwendung des Risikoprinzips betreffe. Dies sei zur Rechtfertigung eines unterschiedslos für alle Aminosäuren geltenden Verbots mit Erlaubnisvorbehalt, wie es das LFGB vorsieht, unzureichend.

Unzulässigkeit bein nachgewiesener Unbedenklichkeit
Schließlich seien auch die nationalen Regelungen über befristete Ausnahmen unzulässig, wenn die Unbedenklichkeit eines Stoffes nachgewiesen ist.

III. Konsequenz

Der Deutsche Gesetzgeber ist mit diesem Urteil aufgefordert, auf gesetzlicher Ebene nachzubessern und das pauschale Verbot aller Aminosäuren in Lebensmitteln aufzuheben.
Da das deutsche Verbot unzulässig ist, dürfen Lebensmittelunternehmer (eine Reihe von) Aminosäuren genehmigungsfrei verwenden, wenn von ihrem Zusatz keine Gefahr ausgeht.
Dies erweitert die Möglichkeiten für neue innovative Lebensmittel-Produkte und ist besonders für Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln interessant.

Gern beantworte ich Ihre weiteren Fragen zum

Telefon: +49 40 55430-996
Mail: info@recht-vital.de

Onlinehandel von Lebensmitteln

Fernabsatz bei Lebensmitteln“
(Behr’s Verlag, Hamburg)
2. Auflage 2019, 174 Seiten
49,50 + MWSt. + Versand
Bestellung

Rechtsanwältin
Kerstin Dieter

Lebensmittelrecht
Wettbewerbsrecht
Markenrecht

Sofort Kontakt:

Telefon: +49 40 55430-996
Fax: +49 40 55430-849
Mail: info@recht-vital.de

Meine weiteren Kompetenzen:

Aufsätze Lebensmittelrecht

Blog Lebensmittelrecht
Abmahnung – Zutaten

Broschüre

Klick für Weiterleitung oder Download:

Bildschirmfoto 2014-08-19 um 17.56.16

RechtVital-Blog fand diese Beiträge:

Wählen Sie zuerst Ihre Kategorie.

Abmahngefahr: Pflichthinweise nach VerpackG

Die Nichteinhaltung der für den Handel geltenden Hinweispflichten bei Einwegverpackungen können einen Wettbewerbsverstoß begründen.

Fremde Kennzeichen dürfen nicht als Metatag genutzt werden

Markenrecht: Wer fremde Kennzeichen als Metatag benutzt, verletzt das Markenrecht. Das gilt auch bei geringer Abweichung in der Groß- und Kleinschreibung.

Abmahnung: Achtung bei Einschränkung von Unterlassungserklärungen

Die Beschränkung einer Unterlassungserklärung wegen wettbewerbswidriger Werbung auf das Medium der Verletzungshandlung kann unzulässig sein.

Online-Werbung mit Streichpreisen ohne Erklärung ggf. zulässig

Wettbewerbsrecht: Online-Werbung mit Streichpreisen ohne Erklärung ist zulässig, wenn der Streichpreis sich erkennbar auf einen vorherigen Preis bezieht.

Unterlassungserklärung zwingt zu Beseitigung von Verstößen

Wettbewerbsrecht: Eine Unterlassungserklärung zwingt Unternehmer wettbewerbsrechtliche Verstöße auch für davor in Verkehr gebrachte Waren zu beseitigen.

Nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben nach der HCVO

Die HCVO regelt, wann und wie nährwert- bzw. gesundheitsbezogene Angaben für Lebensmittel gemacht werden dürfen. Unzulässige Angaben werden oft abgemahnt.

Lebensmittelrecht: Kennzeichnungsfehler bei LMIV-Pflichtangaben

Lebensmittelrecht: Kennzeichnungsfehler bei LMIV-Pflichtangaben kommen häufig vor. Abmahnungen und Beanstandungen können die Folge sein.

Wettbewerbsrecht: Notwendige Herstellerangabe für Produktsicherheit

Händler müssen auf die Kennzeichnung von Produkten mit der Angabe des Herstellers achten. Produktsicherheit darf nicht vernachlässigt werden.

Health Claims: Bier darf nicht als „bekömmlich“ beworben werden

Health Claims: Bier darf nicht als „bekömmlich“ beworben werden. Verbraucher verstehen „bekömmlich“ bei Bier als langfristig gut verträglich. Ein Widerspruch.

Wettbewerbsrecht: Aufgepasst bei der Werbung mit Siegeln

Wettbewerbsrecht: Aufgepasst bei der Werbung mit Siegeln. Qualitätssiegel sollen eigentlich Vertrauen schaffen – und den Kunden zum Kauf motivieren.

Verbraucherrechte bei Hygienekontrolle in Restaurants

2020: Hygienekontrolle in Restaurants: „Topf Secret“: Kontrollberichte der Lebens­mittel­überwachung dürfen auf Anfrage an Verbraucher herausgegeben werden.

Online-Shops – Link zur EU-Schlichtungsstelle ist Pflicht!

Wettbewerbsrecht: Online-Shops – Link zur EU-Schlichtungsstelle ist Pflicht! Webseiten von Online-Shops benötigen Link zu EU-Schlichtungsstelle!

BGH verbietet die Bezeichnung „Detox“ für Lebensmittel

„Detox“ verstößt als „spezielle gesundheitsbezogene Angabe“ gegen die HCVO! So manche sexy Werbeaussage bezieht sich auf die Gesundheit.

Arzneimittelrecht: Fälschungssichere Kennzeichnung ist Plicht!

Sind Apotheken 2019 gerüstet für die „fälschungsssichere Kennzeichnung“ auf Medikamentenpackungen? Neue Regeln gelten seit dem 9. Februar 2019.

Sind Kundenbewertungen Werbung für das Unternehmen?

Kundenbewertungen auf einer Unternehmenswebsite können eine unzulässige Werbung des Unternehmens darstellen (OLG Köln, 2017, Az: 6 U 161/16).

Die Pflicht zur Bio-Zertifizierung von Onlinehändlern

Die Pflicht zur Bio-Zertifizierung von Onlinehändlern zwingt seit 12.10.2017 Händler, sich nach der EG-Öko-Verordnung zertifizieren zu lassen.

Markenschutz für quadratische Waren-Formen ist möglich

Quadratische Formen der Verpackung (Bei Dextro Energy und Rittersport) sind als dreidimensionale Marke schutzfähig. Marke ist in diesem Fall schutzfähig.

Irreführung durch großen Hohlraum bei Verpackungen

Eine Abbildung des verpackte Tiegels mit der Unterschrift: „Die Produktabbildung entspricht der Originalgröße“ kann eine Täuschung sein.